Medizinische Bildgebung
Visualisierungstechniken wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) gehören heute ins Alltagsrepertoire der medizinischen Praxis, wo sie zum zentralen Bestandteil der Forschung, Diagnostik und Therapie geworden sind. Visuelle Darstellung des Körperinneren waren dabei seit jeher eng mit der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft verbunden. Während langer Zeit waren zeichnerische Illustrationen und Körperatlanten unentbehrliche Hilfsmittel der ärztlichen Tätigkeit. Seit der Entdeckung der Röntgenstrahlen Ende des 19. Jahrhunderts hat die Bedeutung von medizinischen Visualisierungen stetig zugenommen. Heute ermöglichen die computergestützten Bildtechniken, Einsichten in den Körper aus beliebiger Perspektive zu nehmen. Die mittels komplexer Scanner hergestellten Bilder haben für die Produktion des biomedizinischen Wissens über den Körper eine eminent wichtige Funktion. Aufgrund der Bilder erfolgen Abklärungen über potentielle Pathologien, werden therapeutische Massnahmen beschlossen und Verlaufskontrollen durchgeführt oder vermutete Erkrankungen ausgeschlossen. Bilder tragen in hohem Masse zur ärztlichen Entscheidungsfindung bei und können daher als zentraler Faktor der Erzeugung biomedizinischen Wissens und Handelns in Bezug auf den Körper verstanden werden. Gleichzeitig bilden sie wichtigstes Instrument sich rasch entwickelnder Forschungsfelder, insbesondere in den Neurowissenschaften.
Das Zusammenspiel von Technik, Wissen, Kompetenzen, Wahrnehmungsweisen, Normen und Kontexten gilt es im Hinblick auf die Produktion dieser Bilder ebenso zu untersuchen wie die interpretative Aushandlung ihrer Bedeutung in der ärztlichen Praxis und Forschungstätigkeit, ihre Funktion in der Kommunikation zwischen Ärztin und Patient, ihre Auswirkungen auf die (Selbst-)Wahrnehmung von Individuen sowie die Zirkulation der Bilder in weiteren wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen wie beispielsweise der Ökonomie oder den Medien. Die digitalen Möglichkeiten der Bildproduktion und -archivierung werfen auch rechtliche und ethische Fragen auf, so etwa die Frage des Datenschutzes oder die Problematik von Zufallsbefunden.
Für die Untersuchung der sozialen, kulturellen, rechtlichen und ethischen Implikationen medizinischer Bilder gilt es deshalb sowohl die Herstellung, die Interpretation wie auch die Verwendung der Bilder in den Blick zu nehmen.
Regula Valérie Burri, 09.05.2014 / regula.burri@hcu-hamburg.de