Die Vermessung des Selbst durch Zahlen. Eine ethnographische Studie technisch vermittelter Körperquantifizierungen
Das Projekt untersucht Quantifizierungen des Körpers über technische Apparaturen und Algorithmen. Zunehmend versprechen Smartphone-Apps und andere Tools Gesundheitswerte, wie Lungen- und Herzfunktion, Schlafqualität oder Hautwiderstand sowie eine in Zahlen vermittelte emotionale Verfasstheit dem Nutzer alltäglich zugänglich zu machen. Als soziale Entsprechung dieses Trends entstehen vor allem im Internet Netzwerke, die Erfahrungsaustausch und Beratung in der Analyse der individuell erhobenen Biodaten offerieren. Sinnstiftendes Prinzip der Sammler von Körperdaten ist der Glaube daran, dass man sich durch diese Praxis bis unter die Haut optimiert sowie die Möglichkeit objektiviert, Selbsterkenntnis zu erhalten.
Im medizinischen Kontext finden sich seit jeher Variationen einer Konstruktion von körperlichen Wirklichkeiten über Zahlenpraktiken. So begleiten z.B. auch Diabetiker alltägliche Selbstbezüge über technisch vermittelte Messungen. Auch diesen Personen wird ein Markt an neuen technischen Möglichkeiten geboten. Im Zentrum des Promotionsvorhabens steht die Frage, wie sich die über die neuen Techniken vermittelten Praktiken der ständigen Körperkontrolle und Selbstsorge auf die alltägliche Körper- und Selbstwahrnehmungen auswirken und wie diese wiederum in „bio-sozialen Gemeinschaften“ (Rabinow 2004) im Internet ausgehandelt werden. Für diese Betrachtung werden Bezüge zur gegenwärtigen Wissenschafts- und Technikforschung der Biomedizin ausgemacht sowie über Foucaults Theoriewerk die Beziehung – Körper, Macht, Subjektivierung – zentriert. Mittels ethnographischer Feldforschungen soll dieses neue Phänomen erschlossen werden.