for Bio-Governance
16.-18. Oktober 2014Abschlusstagung: Public Health Theory and Practice: Expanding the Normative FrameworkZiF-Forschungsgruppentagung
16. Oktober 2014, von Marion Albers
Leitung: Stefan Huster (Bochum, GER), Thomas Schramme (Hamburg, GER)
Die Gesundheit der Bürger und die soziale Verteilung von Gesundheit in der Bevölkerung hängen nicht nur vom Zugang zum medizinischen Versorgungssystem und dem Versorgungsniveau ab, sondern werden maßgeblich von sozialen Faktoren bestimmt. Wie sind schichtenspezifische Unterschiede des Gesundheitszustandes der Bürgerinnen und Bürger zu bewerten? Sind paternalistische Eingriffe in das Gesundheitsverhalten der Bürgerinnen und Bürger gerechtfertigt?
Ist gesundheitliche Gleichheit überhaupt ein Thema der Public Health-Politik oder wird diese damit überfachtet und überfordert? Die Forschungsgruppe hat sich im vergangenen Jahr damit befasst, die international schon vorangeschrittene wissenschaftliche Diskussion dieser Fragen mit den in Deutschland entstandenen Arbeiten zusammenzuführen. Auf der Abschlusstagung werden nun die Ergebnisse dieser Arbeit vorgestellt und mit einem internationalen Expertenkreis diskutiert. Zentral sind dabei erstens das auf der Basis der Rawlsschen Theorie der Gerechtigkeit entwickelte Konzept von Gesundheitsgerechtigkeit, zweitens die in Großbritannien maßgeblich vom Nuffield Council on Bioethics entwickelten Ansätze, die auch politikbezogene normative Empfehlungen formulieren, drittens der auf dem Capability Approach basierte Diskussionszweig sowie viertens Ansätze, die explizit auch ökonomische Überlegungen für normative Fragen von Public Health nutzbar machen. Zusätzlich kann die normative Bewertung von konkreten Public Health-Maßnahmen, die in anderen Ländern schon viel stärker als bei uns praktiziert werden, die Diskussion entscheidend beleben. Die Forschungsgruppe verfolgt neben der innerwissenschaftlichen Diskussion über die normativen Aspekte einer öffentlichen Gesundheitsfürsorge das Ziel zu verdeutlichen, dass die Public Health-Politik einer intensiven wissenschaftlichen Begleitung und der normenwissenschaftlichen Reflexion bedarf. Wie auch bei der Eröffnungstagung wird deshalb der Abschlusstagung eine öffentliche Podiumsdiskussion vorangestellt, die den Dialog von Wissenschaft und Politik befördern soll. Die Veranstaltung trägt den Titel „Präventionspolitik in Deutschland – Stand und Perspektiven“.
Der Verlauf des einschlägigen Gesetzgebungsverfahrens führt deutlich vor Augen, wie viele Fragen noch zu klären sind, bis das Vorhaben, mit einem Präventionsgesetz die Krankheitsprävention und die Gesundheitsförderung in Deutschland zu stärken, realisiert werden kann.
Weitere Informationen finden Sie hier.